Für meine Dissertation betrachte ich die Auswirkungen von Partizipationsverfahren auf die wahrgenommene Legitimität von Entscheidungen und politischen Systemen. Dabei liegt mein Fokus vor allem auf den potentiell legitimitätssteigernden Effekten der Repräsentativität auf der Input Ebene der Verfahren, sowie dem Verhältnis zwischen Inputrepräsentativität und Qualität des Verfahrensablaufs (Throughput). Inputrepräsentativität wird dabei konzeptualisiert anhand vorhandener Mobilitätsbedürfnisse, die möglicherweise aufgrund soziologisch bestätigter soziodemographischer Unterschiede im Partizipationsverhalten, mit unterschiedlicher Intensität Eingang in den Prozess finden. Mehr deskriptive Repräsentation unterschiedlicher Gruppen soll dabei zunächst zu einer größeren Repräsentation unterschiedlicher Ansprüche an Infrastruktur dienen. Über die steigende substantielle Repräsentation (also ebenjene Repräsentation der Ansprüche) wird dabei von einem stärkeren legitimitätssteigernden Effekt der Verfahren ausgegangen. Des Weiteren, scheint allerdings bereits die rein deskriptive Repräsentation im Prozess ohne den angenommenen indirekten Effekt über die Output Repräsentation legitimitätssteigerndes Potential zu haben.
Doch allein die deskriptive Repräsentation scheint nicht auszureichen, wenn man Fragen der Repräsentation infrastruktureller Ansprüche durch Partizipation in Planungsverfahren sozialwissenschaftlich verhandeln möchte. Das Design der Beteiligungsverfahren – so die Hypothese – spielt möglicherweise eine entscheidende Rolle, sowohl bei Fragen des Inputs, als auch bei Fragen der Qualität des Throughputs. Doch welche Designentscheidungen haben das Potential inklusiv zu wirken und sowohl Repräsentation im In-, als auch im Throughput zu gewährleisten? Nach Codierung der Verfahren anhand festgelegter Kriterien (bspw. der Sprachwahl bei Formulierung der Ankündigungen, das Festlegen von Redezeiten oder die Implementation von Gruppenarbeiten) soll herausgefunden werden, inwiefern die Repräsentativität von Verfahren durch das Einwirken der organisierenden Einheiten gestaltet werden kann. Informationen darüber, auf welche Art nicht-Repräsentation trotz Teilnahme durch verfahrenseigene Charakteristika zu Stande kommt, wären aufschlussreich im Kontext von Mechanismen und Fragen sozialer Exklusion.
In einem letzten Schritt sollen die Makrofaktoren, die sowohl als Bedingung für deskriptive und substantielle Repräsentation, aber auch Mobilitätsbedürfnisse bedingend, reflektiert werden. Dabei wird der Fokus vor allem auf soziostruktureller Heterogenität/Homogenität liegen, deren Einfluss vor allem im Bereich des Informationsflusses im Zuge des Verfahrens, aber auch im integrativen Potential heterogener Wohnumgebungen zu finden sind. Zudem könnten heterogene Wohnumgebungen unter der Bedingung unterschiedlicher Mobilitätsstile und -präferenzen bei Konflikten zur Umverteilung des städtischen Raums generell zur stärkeren Mobilisierung beitragen. Entscheidend könnten ebenjene Makrofaktoren auch für die Legitimitätswahrnehmung sein. Für die methodische Umsetzung des Projekts werden verschiedene quantitativ statistische Verfahren zur Analyse angewandt – vorzugsweise Strukturgleichungsmodelle, da diese auf der Ebene der Einstellungen entscheidende Vorteile mit sich bringen. Zudem ermöglichen Multigruppenvergleiche in Strukturgleichungsmodelle sinnvolle Analysen der auf theoretischer Basis differenzierten Gruppen. Weiterhin ermöglicht unsere Fallstudiendatenbank statistische Analysen mit Makrodaten. Zudem werden Elemente der quantitativen Textanalyse im Dissertationsprojekt zur Differenzierung von Sprachmustern im Design der Ankündigungen von Beteiligungsverfahren, aber auch bei der Auswertung von Kommentaren, zum Einsatz kommen.